Immer wieder stieß ich ungewollt in meinem Leben auf etwaige Ereignisse, welche mir hätten besser erspart bleiben sollen:
sowas wie Gespräche mit rechtsextremen, Rassismus, falsche Mülltrennung, Luftballon – Fetische und schlechte Pornos.

Und dann gab es die Ereignisse, in denen ich hätte den Menschen erspart bleiben soll, um weniger egoistisch und auch fair zu klingen:

Vor allem den Menschen in
meinem direkten Umfeld.

So fand ich mich jetzt in einer Situation wieder, welche nicht einmal ich genau beschreiben konnte: Denn nach einem falsch positiven Corona – Test, der Diagnose einer Angina tonsillaris, Mandelentzündung,

wurde mir in der gestrigen Nacht spontan mein linker Kiefer aufgeschnitten.

Ja – auch ich bin sprachlos, wohl im wahrsten Sinne des Wortes.

Uniklinik Magdeburg

Doch das eigentliche Problem war daran nicht mal das Skalpell gewesen oder die Ärztin. Auch nicht die tollen Schwestern und die einigermaßen instant – gehaltenen Zimmer. Das Problem fand sich vielmehr wieder Mals dort wieder, wo es schon so einige Mal geschlummert hatte.

Und schlafende Hunde sollte man nicht wecken,

aber Guten Morgen, da bin ich. Und zwar sehr schlecht gelaunt!

Es fällt mir zugegebenermaßen sehr schwer, mich in Situationen, in denen ich von jemandem abhängig bin, zurechtzufinden. Auf dessen Hilfe angewiesen. Und wenn diese zu allem Überfluss für mich auch noch unumgänglich scheint, setzt bei mir wohl alles aus.

  • Gespräche werden eingestellt,
  • Lächeln aus dem System entfernt,
  • beim Versuch des Aufbaus eines Blickkontaktes erscheint schnell Error 9.

System defekt und kollabiert.

Rückzug.

Von mir selbst und meinen Erfahrungen wusste ich, dass dieser Zustand nur von kurzer Dauer war. Bis zu dem Moment, in dem es mir besser ging und ich mich in der Lage sah, mein Leben und Überleben wieder alleine in den Griff zu bekommen.

Bis dahin saß ich hier, gesüßten Kamillentee trinkend und schweigend. Nicht glücklich über die Situation, aber die Akzeptanz musste früher oder später folgen.

Wie wenn ein Mädchen von dem Märchenprinzen träumte.

Schlechten Sex in Kauf nehmend, in der stetigen Hoffnung, irgendwann würde alles perfekt werden. Vielleicht war er es auch irgendwann. Vielleicht musste man nur den Menschen nehmen, wie er eben war. Alle Fragen und Gespräche klären.
Oder eben anspruchslos sein

Wobei da die AFD mit gutem Beispiel vorangeht.


Du kannst dumm wie Brot sein, nichts auf dem Kasten haben, sagen was du willst.
Selbst nicht wissen, was du willst. Rechte Parolen schreien…

Hauptsache du bist deutsch. Hauptsache du bist deutsch…


Hauptsache meine Schmerzen vergehen. Die meines Kiefers und die Kopfschmerzen, welche schneller als der Eisprung bei mir entstanden waren, bei dem Gedanken an die AFD. Jedem von euch ist sicherlich der
„Wenigstens…nicht“ – Vergleich bekannt. Häufig, wenn ich mich in einer miesen Lage wiederfand, dachte ich:

  • „Wenigstens bin ich nicht mit Alice Weidel liiert!“
  • Oder: „Wenigstens habe ich keine Ähnlichkeit mit Friedrich Merz!“
  • Wenigstens habe ich nie linke Menschen als böse empfunden

und wenigstens rede ich mir nicht ein,

mein Rassismus sei nur „Nationalstolz.“

Was ein Glück – ich war nur die komische und böse schauende Patientin. Immerhin ruhig und trotzdem mit weit mehr interessanten Inhalten als das gesamte Wahlprogram der CDU. Denn wenn ich schon die Gespräche zu jedem anderen Menschen auf diesem Planten, oder zumindest in meinem direkten Umfeld, verweigerte, durfte ich mich selbst sicherlich nicht auch noch in folgende Misere bringen:

Jegliche Art der sozialen Interaktion zu verlernen und für immer schweigend sitzend.
Meinen Hass projezieren oder meine Unzufriedenheit. Als würde ich Menschen ohne Mandeln die Schuld geben, an meiner Misere. Als würde ich Mia Khalifa dafür verantwortlich machen, dass ich weniger Erfahrungen im Bett habe.

Und genau diese Momente in meinem Leben sind es wohl, welche mich daran erinnerten, wieso ich Autorin geworden war und wieso ich es liebte, zu schreiben.

Denn das Schreiben war
unendlich.

In jeglicher Situation, egal wie unangenehm sie gewesen war. In jeglicher Situation, in der Worte nicht mehr genügten oder einfach nicht passten, wenn sie gesprochen wurden.

Der Liebesbrief, das Abmahnung – Schreiben oder das allgemeine Verfassen eines bösen Email.
Das Schreiben schaffte es, jedes Gefühl zu dramatisieren.

… feels like having a baby, that does´nt stop screaming. Like having a doll without beatiful hair.
It feels like Die Linke without Heidi Reichinnek!

Vielleicht verstand ich deshalb auch die Politik der AFD so schlecht. Nur Reden, den ganzen Tag. Keine Poesie. Nur Parolen. Und selbst diese Parolen wären mir in Schriftform lieber gewesen.
Missverstande Frage werden dem Fragenden als Vorwurf gemacht.
Gesagte Worte werden abgestritten oder seien aus dem Kontext gerissen.
Niemand stellt mehr dar, was der Kontext sei und nimmt es einfach so hin.

Und wie kamen wir dahin, dass wir uns nicht einmal mehr einig seien konnten, ob jeder Mensch die gleichen Rechte haben sollte? So schimpfen sie alle über die Geschichte und betreiben modernen Rassismus: sehr elegant.  Denn so dröhnten nur die leeren Worte leerer Menschen auf mich ein und stellten mich immer wieder vor dieselbe Frage.

Waren sie so blöd schon immer gewesen oder sind sie es erst geworden?

Zog ich mich schon immer in derartigen Situationen zurück oder bin ich erst so geworden?

Ich bin mir beider Fragen keiner Antwort bewusst, was mich, wie ihr euch denken könnt, mit Sicherheit noch etwas beschäftigen wird.


2 Antworten zu „Notoperation – Schneidet die Alternative aus meinen Körper.“

  1. Avatar von Dawid
    Dawid

    Ich wünsche dir einen schönen guten Abend an der stelle 🙂

    Ich habe beim lesen Gänsehaut bekommen weil du mir aud der seele sprichst….

    Stell dir einfach bitte die Frage wo das Kern problem liegt ich habe mittlerweile dir antwort drauf gefunden ….

    1. Avatar von Lara-Maria

      Hallo lieber Dawid,
      vielen Dank für deinen Kommentar! Ja – das grundlegende Problem ist wohl etwas, was es noch genauer zu beleuchten gilt. Macht mir Hoffnung, dass es wohl eine mögliche Antwort geben kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert