Wenn es mir nicht schon persönlich begegnet wäre, würde ich es sicherlich als weniger verständlich abfertigen.
Doch die Selbstverständlichkeit so mancher, gibt mir oftmals den Rest.
Ich sah es nie als selbstverständlich im Bett an, gefesselt zu werden, gewürgt zu werden oder mit etwaigen anderen kleinen Spielchen die Lust zu steigern.
Drum frage ich mich:
Was ist aus dem behutsamen ersten Mal mit einem Menschen geworden und seit wann stürzen wir uns direkt beim ersten Versuch mit einer neuen Person in etwaige Spielchen rein?
Beginnen möchte ich bei einem
Mann,
den ich vor gut zwei Jahren traf.
Ich begann grade wieder die Welt des Flirtens und Datings zu betreten und als ich noch nicht einmal ganz angekommen war, traf ich durch Zufall auf einen heißen Spanier.
Mister (S)Pain
war Psychologe und konnte fabelhaft von sich selbst erzählen.
Oftmals in der dritten Person, was mich anfangs etwas verwunderte, doch durch die interessanten Geschichten und Erfahrungen, mich nicht weiter hinterfragen ließ.
Es war Sommer und heiß.
Ich mag im Ganzen die Jahreszeit nicht, doch als er mich dann in seinem VW Käfer ohne Klimaanlage abholte und die offene Scheibe nur zum Zerzausen meiner Haare, jedoch nicht zum Akklimatisieren, beitrug, kippte meine Stimmung immer mehr.
Doch er saß dort, etwas eingeengt könnte man meinen und rollte das R mit jedem Wort so sehr, dass mir irgendwann binnen der dreißig minütigen Autofahrt nicht mehr ganz bewusst war, ob er der Grund für die Erwärmung zwischen meinen Beinen war oder doch der Schweiß.

Als wir endlich bei seiner Wohnung am Hasselbachplatz ankamen, schlug mein Herz immer höher, als ich in dem kleinen Aufzug neben dem mindestens zwei Meter großen Mann stand.
Es schien toll zu laufen und der kleine Einblick in seine wohl geordnete Wohnung ließ mich etwas weiter träumen.
Jedoch merkte ich schnell, wie dieser kleine Traum einer kleinen Blase platzte, als er mir seinen nach Pfefferminz schmeckenden Speichel in den Mund spuckte.
Mister Pain, alleine dies ließ mein süß gemaltes Bild schnell in tausend Teile entflammen und mein einziger Gedanke war:
Ganz schnell weg.
Ich brachte wohl mit meiner Körpersprache und vielleicht auch dem Versuch, einfach die Wohnung wortlos wieder zu verlassen, genau dies zum Ausdruck und heute wundert es mich auch nicht, dass er mich mit belanglosen Worten wieder einholen konnte und mich doch zum Bleiben bewegte.
Heute wäre ich schlauer, sage ich mir selbst.
Doch glaubt mir wenn ich sage, er sah dazu auch noch unfassbar gut und durchtrainiert aus!
So beruhigt ich mich etwas und versuchte diese mir bis dato fremde Gegebenheit zu verdrängen, es sollte wohl nichts seien,
was
Mister
„Fuck ich will so sehr das er mich…“
Pain
vernichten sollte.
Die nächsten Stunden verbrachten wir verdächtig platonisch, auch wahrscheinlich deshalb, dass er es als gut ansah, in einem Café zu rasten und danach einen Spaziergang zu machen.

Im Stadtpark hielten wir schlussendlich an einer Parkbank und redeten.
Zu dieser Zeit war ich noch nicht so weit öffentlich zu machen, dass ich schrieb, doch irgendwie bewegte er mich dazu, ihm genau dies zu erzählen.
Er erweckte immer mehr den Eindruck in mir, ich könne ihm vertrauen, er höre wirklich zu und dass auch dadurch, dass er immer wieder darauf bedacht war, mir genau dies zwischen unseren noch folgenden Treffen zu schreiben.
Wenn ich mich weniger mit dem Menschen hinter dieser Fassade beschäftigt hätte, wäre ich wohl allen Ernstes bereit gewesen, mich für diesen Menschen zu entschieden,
als Alternative zu all dem Schrott, den ich vorher aus meinen Laken kratzen musste.
So ist das Problem mit
Alternativen.
Denn als schlussendlich ans Licht kam, dass er nicht einmal das Einfachste
„Nein“
bezüglich des Analverkehrs akzeptieren konnte, sah ich ein:
Das, was sich groß als super Alternative anpries, war oftmals das Gegenteil.
Wann ging der klassische Sinn für Sex verloren und wann begannen wir, den Abstecher ins Hintertürchen als normal anzusehen?
Ich vermag nicht zu sagen, dass es falsch ist und man es keinesfalls probieren solle, jedoch anzunehmen, es sei jedem Recht oder die Ablehnung ignorieren zu wollen, stelle ich als höchst problematisch dar.
Wenn eine Alternative für niemanden zum Nachteil wird, sehe ich für meinen Teil kein Problem.
Wenn die
Alternative
allerdings Analverkehr grundsätzlich voraussetzt oder eine andere
Alternative
Ausländer abschieben will, sollte man stets die Frage bewahren:
„Ist jegliche gut dargeboten Propaganda so gut, wie sie erstmal scheint?
Oder will sie uns von hinten übers Kreuz legen?“
Mister Pain, vielen Dank für die guten Gespräche und das ich am Ende, dank der Ablehnung, auf deiner Lister der blockierten Kontakte gelandet bin.
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