Ich habe im Laufe meiner Findung nach dem, was ich will – und eben nicht will – zwei Kriterien für mich festgelegt.

Wobei angemerkt werden muss, dass es wesentlich leichter scheint, zu sagen, was einen mehr abturnt als Alice Weidels Schlafzimmerblick, als das zu benennen, was einen dahinschmelzen lässt:

  1. Ich möchte niemandes zweite Wahl (und jede Wahl, die darauf folgt) sein.
  2. Ich möchte niemandes erste Wahl sein.

Zusammengefasst könnte man meinen,

ich mag niemandes Wahl sein.

Trotzdem liebe ich die Aufmerksamkeit und die Begierde, die der ein oder andere Mensch für mich empfindet.

Das erste Kriterium zu erläutern erscheint mir unnötig. Besser dazu äußern könnte sich wohl Herr Merz.

Mikrofon an Sie: Wie fühlt es sich an, wenn Sie eigentlich niemand wollte?

Selbst ich als Privatperson war immerhin so schlau zu wissen, wann man unerwünscht ist. Und doch gibt es Menschen (meinen Nachforschungen zufolge vor allem Männer), die sich einfach aufzwingen. Wie GEZ-Gebühren. Keiner will sie. Nur wird man sie eben auch nicht los.

Das zweite Kriterium sollte ich wohl genauer beleuchten:

Es gibt nichts Komplizierteres, als für jemanden das zu sein, was gute Politik und guter Sex für mich sind:

eine Obsession.

Vielleicht ist es die Angst, demjenigen nicht genau das bieten zu können, was er sich gewünscht hätte. Dieses perfekte Bild zu zerstören – von einer Frau, die scheinbar alles hat, wonach man streben könnte. Diese Erwartungen nicht zu erfüllen, nicht die Lösung im Kreuzworträtsel auf die Frage: „Was ist einfach unfehlbar?“ zu sein.

Für mich wurde das Scheitern schnell zur Normalität. Und ich begriff – hochmütig vielleicht –, dass das eigentlich ganz gut ist: Nicht die Beste in der Matheklausur zu sein, die Pfandflaschen zum x-ten Mal vergessen zu haben, eine Frist zu verpassen und einen Mittwoch mit bloßem Nichtstun zu verschwenden.

Unfehlbar.

Das konnte ich nur sein, wenn ich mein Scheitern als Fehler betrachtete. Wenn ich den Mann – wie zuvor versprochen – nicht durch Oralverkehr zum Orgasmus brachte. Wenn ich meine Fristen nicht so einhielt, wie ich es sollte. Dann lag die Blamage vielleicht bei mir – und wurde zur Belastung für jeden anderen. Somit komme ich zu dem Schluss, dass meine Fehler niemanden mehr belasten können als diejenigen, die sie sehen.

Und zu spüren bekamen:

Samenstau. Mahnungsschreiben. Dreißig Euro auszahlen müssen, weil ich es erst nach zehn Wochen schaffte, Pfand abzugeben.

Und so stauten sich all die kleinen Sachen – und all die kleinen Penisse.

Doch Enttäuschung hängt klar von Erwartungen ab.

Wenn ich nichts erwarte, kann ich auch nicht enttäuscht werden. Wenn ich es doch bin, verarsche ich mich selbst – wie Geschmacksverstärker es tun.

Ich war nicht gern jemandes „Alles oder Nichts“. Das übte ungewollten Druck aus. Druck, den ich oft nicht anders zu stillen wusste als durch Sex.

Oftmals wirklich guten Sex.

Denn wenn man in die Verlegenheit kam, dass jemand alles für einen geben würde – glaubt mir –, dann gibt er auch alles im Bett.

Es war ein Leichtes zu sortieren, was man auf keinen Fall will. Festzulegen, was einen abstößt oder antörnt. Doch klar für mich ist:

Wenn du langweilig bist oder ein CDU- oder AfD-Politiker, dann bist du raus.

Denn wenn ich nun an der Spitze der deutschen Politik stünde, wüsste ich genau, was ich zuerst tun würde – ohne die Bedenken und Gedanken der anderen zu beachten:

  • AfD abschaffen – zu viele rechte Menschen.
  • CDU revolutionieren – denn:

Vanilleeis gehört verboten!

Langweilig, altmodisch und morbide – wenn man bedenkt, wie groß die Geschmacksvielfalt von E10 und anderen Konservierungsstoffen doch ist. Zumindest sollte es eingedämmt werden. Und jeder, der die Wahl traf, sich Vanilleeis in den Becher zu klatschen, sollte zumindest darüber aufgeklärt werden, was er verpasst.

Und was er der Eisindustrie damit antut: Sie schuften Tag und Nacht an neuen Kreationen – nur damit du daherkommst und die ganze Arbeit zunichtemachst.

Revolution statt Stillstand.

Vanilleeis ist niemandes erste Wahl – das ist eine Erwartung.

Auch Friedrich Merz ist niemandes erste Wahl.

Was gut für ihn zu sein scheint. Denn der Nachteil, dass jeder viel von einem erwartet, bleibt ihm erspart.

Friedrich, wir erwarten nichts.

Und doch ist er wie der Backup-Bekannte: Wenn niemand sonst Zeit findet, nehme ich eben den Nothaken. Wie unfair von uns. Wie scheiße für ihn.

Trotzdem möchte ich meinen Glückwunsch aussprechen:

Ich hätte nie gedacht, dass es nach Olaf Scholz noch jemanden geben würde, der in meinen Augen noch näher an der Altersschwäche ist als er selbst. Ich hätte nie gedacht, dass ein Mann mit derart wenigen politischen Inhalten und derart veralteten Methoden an die Macht kommt.

Wir kennen alle Ice Age – und auch Sid.

Wer hätte gedacht, dass ein solches Faultier einmal jedem im Kopf bleiben würde? Und wer weiß – vielleicht rettet auch Friedrich Merz eines Tages Deutschlands Eier und nimmt uns mit in die Welt seiner Urgesteine.


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