Es gab niemanden, der mich noch nicht liebte. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lieben sie noch heute.
Zwischen all dem Sex hatte ich fast vergessen, dass es auch Menschen gab, die wirklich liebten. Dass es auch Menschen geben sollte, die mehr hören wollen als ein einfaches Stöhnen. Ein abwertender Blick und:
Wieso bist du so hart?
Und die Hoffnung, ich hätte diese Frage gestellt. Dabei ist es doch so einfach. Du gestehst mir heute deine Liebe und morgen schaue ich zu, wie du mit einer anderen flirtest im Club – direkt neben mir. Doch obwohl eine Koalition auch zum Teil aus drei Parteien besteht und ich Dreier nur befürworten kann, heißt es nicht, dass die Einvernehmlichkeit entbehrlich wäre.
Doch was ist schon dabei?
Wie komme ich auf die dumme Idee, mich selbst zu beschweren, während ich meinen Kuss-Rekord selbst toppen konnte?
20 Tequila, zu viele Cocktails und 5 Menschen mit unzähligen Küssen. Was ein Abend. Doch war ich bereits gewarnt: Man wird nur einmal 22. Das habe ich gespürt und spürte vor allem, dass es wohl über 20 immer schwerer werden würde, einen Kater angemessen wegzustecken.
Ich bin jetzt eine Schnapszahl und hätte nicht erwartet, dass mein Leben so eine Wendung nehmen würde. Denn sind wir mal ehrlich: In dem Alter so ein geiles Leben zu haben, ist ziemlich unwahrscheinlich. Doch hier sind wir nun:
22 und fabelhaft.
22 und immer noch auf der Suche nach… nach etwas, das noch gilt, identifiziert zu werden.
22 und immer noch nicht rechts. Immer noch hoffend, dass irgendwer bald eine Revolution startet. Denn leider wäre ich wohl die falsche Anführerin. Zumindest solange es nicht als Ziel gilt, ungehemmt in aller Öffentlichkeit zu vögeln.
Immer noch kein AfD-Verbot und doch etwas mehr Ruhe. Fast als wäre ein Mainstream verloren gegangen. So vergänglich wie die schlecht gemalten Augenbrauen mit vierzehn oder fünfzehn Jahren. So vergänglich ist hoffentlich auch der Turn, rechts zu sein, wäre cool.
Drum kann ich beruhigt zugeben, dass ich mir verdammt sicher war, menschlich zu sein, andere Menschen zu akzeptieren und:
Verdammt noch mal nicht zu wissen, was mich überhaupt ausmacht.
Wie kommen die Menschen immer wieder dazu, mich dermaßen zu mögen?
Als wären sie eines Tages aufgestanden und hätten gedacht:
Verdammt – Spargelsuppe ist sowas von geil, das ist jetzt mein Lieblingsessen.
Man werfe den ersten Stein – hörte man jemals zuvor diesen Satz?
Und doch bekam ich zu oft genau dieses Gefühl und ganz leise versuchte ich im Kopf zusammenzureimen:
- 2 kg Spargel
- 1 Zwiebel
- etwas Knoblauch
- ganz viel Effi…
Und ich stieg aus. Natürlich fühlte ich mich geehrt von jedem derartigen Geständnis und auch der Gedanke, Teil eines Rezeptes zu sein, erheiterte mich. Doch wie fast alles hatte auch das eine schlechte Seite:
Sprechen wir da etwa von Kannibalismus?
Jeder will ein Stück von mir, drei Löcher habe ich. Das war weder logistisch noch selbst für meine Fälle moralisch möglich oder vereinbar.
Doch wie lege ich fest, wann ich mich wie aufteile? Und – rein sexuell gesehen – will ich mich festlegen? Oder bedarf es noch einer Prise Salz?
22 und fast am Ende.
22 und eigentlich… noch gar nicht angefangen. Wie 5-Minuten-Sex: irgendwie ungenügend, aber besser als nichts.
Doch keine Sorge. Denn ihr wisst:
Ich liefere immer – zuverlässig und versaut.
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